Am 29. Mai verwandelte sich der Heuriger Mayer am Pfarrplatz bei der sogenannten "Heurigenkonferenz" zu einem Ort des spirituellen Austausches. Ganz nach dem Motto "Wo samma Daham? Diversität in Glaubensgemeinschaften", traten renommierte Theologinnen und Theologen in Dialog. Umrandet wurden die inspirierenden Gedanken von idyllischen Wiener Liedern und einem Schrammelquartett.
Den Anfang machte Rabbiner Lior Bar-Ami. Sein Input zeigte die Verflochtenheit der Themen Diversität, Judentum und Queerness auf. Anschließend präsentierte Dr. Rita Perintfalvi eine kritische Betrachtung von Rechtspopulismus und religiösen Fundamentalismus aus christlicher Perspektive. Sie reflektierte über die Veranstaltung und plädierte: "Es sollen solche Orte wie diese geschaffen werden, in denen alle die Wahrheit kennen: Dass Hass Hass ist und Liebe Liebe."
Mit dem Islam als spirituelle Heimat sprach Dr. Farah Zeb als dritte Sprecherin über ihre eigene Spiritualität und dass der gemeinsame Nenner aller Menschen der Atem sei, den sie "heilig" nennt. Sie erinnerte daran, jene Menschen nicht zu vergessen, deren Zuhause kein sicherer Ort ist. Doch der Dialog beschränkte sich nicht nur auf die Vortragenden. Nach jedem Input wurde eine Antwort aus einer anderen Glaubensgemeinschaft gegeben, die von den Teilnehmenden am Tisch weiterdiskutiert wurde.
Eine Podiumsdiskussion, moderiert von Ines Schaberger, bildete den Abschluss des gemeinsamen Vormittags. Von Diversität in Organisationen über den Umgang mit Hass bis hin zur Erschaffung von "safe spaces" (sicheren Orten) wurde das Motto "DAHAM" noch einmal aufgegriffen. Beim Wienerlied "Menschen san mir alle" stimmten alle Anwesenden noch einmal mit ein.
"In einem Kontext, wo jeder zu Wort kommt, wo jedem zugehört wird (…) und der Austausch fruchtbar ist. Das ist ein Instrument, dass man in verschiedene Gremien aufnehmen müsste, als eine Voraussetzung für miteinander Reden, voneinander Hören und nicht über den anderen zu reden. Der Raum ist sehr geeignet dafür."
Das gemütliche Ambiente des Heurigen sei laut den Veranstaltern des Vereins The Upper Room bewusst für diesen Anlass ausgewählt worden, damit Dialog nicht mehr hinter verschlossenen Türen, sondern an alltäglichen Orten des Lebens stattfinde. Dadurch sollen neue Möglichkeiten für die Bedeutung und Verwendung von öffentlichen Räumen gesehen werden. "In einem Kontext, wo jeder zu Wort kommt, wo jedem zugehört wird (…) und der Austausch fruchtbar ist. Das ist ein Instrument, dass man in verschiedene Gremien aufnehmen müsste, als eine Voraussetzung für miteinander Reden, voneinander Hören und nicht über den anderen zu reden. Der Raum ist sehr geeignet dafür", so stimmt auch Dr. Bassam Kabbani zu, der sich neben Dr. Marie-Theres Igrec ebenso am Dialog beteiligte. Außerdem sei die Initiative Dialog Abraham in die Vorbereitungen involviert gewesen.
Drei Tage lang wurde beim "DAHAM" Festival der Wiener Stadtraum transformiert und Begegnungsräume geöffnet, die Menschen verbinden. Straßenaktionen und Events brachten einen interkulturellen und interreligiösen Anstoß, um die Bedeutung von "DAHAM" (daheim/zu Hause) neu zu denken und Verbundenheit zu feiern: von einer Stammtischtheologie, zu einer Generationen-Tanzparty, einem Grätzlfest bis hin zu interaktiven Kunstprojekten. Die Veranstaltung streckte sich über das ganze Pfingstwochenende. Eine Initiative des Vereins The Upper Room, der sich für Bildung, interkulturellen und interreligiösen Dialog einsetzt.
Begonnen hat das Festival mit einer Reise durch die kulinarischen Sinne. Bei "Food Sensations" verwandelte sich die VinziRast Notschlafstelle in eine Erlebniswelt, in der Essen neu gedacht und erlebt wurde. Gefolgt von der Generationenparty "Talk 'N' Roll", wo sich Menschen unterschiedlichsten Alters kennenlernen und austauschen konnten. Der zweite Tag des Daham Festivals begann mit drei Straßenaktionen. Ein künstlerisch umgestalteter Beichtstuhl, sowie weiße Gewänder, luden Vorbeispazierende zum Interagieren und Mitwirken ein, indem sie jegliche Gedanken, Assoziationen und Gefühle auf den Objekten künstlerisch ausdrücken konnten. Fünf Kunstwerke, die zum Innehalten einladen sollen, wurden an Menschen auf der Straße weitergegeben.
Der Tag endete in der "Stammtischtischtheologie". Hier bekamen die von einer renommierten theologischen Jury ernannten Gewinnerinnen und Gewinner eines Essaywettebers zum Thema "Off-Topic Glaubensthemen" eine Bühne, um ihre Gedanken und Inputs vorzustellen und zu diskutieren. Der krönende Abschluss von "DAHAM" fand am Yppenplatz im Zuge des Grätzlfests statt. Kinderprogramm und ein internationales musikalisches und künstlerisches Line-Up kreierten einen ausgelassenen Ort des interkulturellen Beisammenseins, wo Menschen Verbundenheit feierten.